Reinhard Nöhammer, A-2095 Drosendorf, Wolfsbach 9, Mobil: 0664-115 36 19 e-Mail: info@dekorationsmalerei.at
Reinhard Nöhammer
A-2095 Drosendorf, Wolfsbach 9
Mobil: 0664-115 36 19
e-Mail: info@dekorationsmalerei.at
Ich möchte Ihnen hier einen kleinen Überblick über einige historische Maltechniken vermitteln. Maltechniken die ihren Ursprung im Malerhandwerk haben und mit denen ich mich seit Jahren intensiv beschäftige. Zum Teil in der Restauration aber genauso auch in der Neugestaltung. Alle auf dieser Seite abgebildeten Malereien und Imitationstechniken wurden nicht von mir ausgeführt. Sie stammen alle aus den Händen alter Meister aus dem Malerhandwerk und sind zum Teil über 100 Jahre alt. An dieser Stelle möchte ich mit einem wunderschönen Beispiel einer alten original erhaltenen Dekorationsmalerei aus dem Jahr 1908 beginnen.
Historische Dekorationsmalerei. Eine Grauplastik gemalt 1908 von einem Malermeister mit Leimfarben auf Papier.
Mehr dazu und über diese Technik unter dem Punkt Grauplastik.
Mein besonderes Interesse gilt der Dekorationsmalerei im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert. Speziell in der Gründerzeit erlebte das Malerhandwerk in der Ausführung dekorativer Maltechniken einen Höhepunkt.
Die Imitationstechniken wurden so naturgetreu und perfekt ausgeführt wie noch nie zuvor. Durch den so rasanten Aufbau der Städte kamen meist "billige" Werkstoffe zur Verwendung aus denen der Dekorationsmaler optisch edle Oberflächen schaffen musste. So z. B. Stuckelemente aus Gips die durch eine Marmorierung dann wie teurer Marmor aussahen – und das oft so täuschend das man auf den ersten Blick nicht in Erwägung zog das es sich dabei "nur" um Farbe handelt. Man könnte sagen das Malergewerbe in der Gründerzeit war eigentlich mehr Imitationsgewerbe und der Dekorationsmaler die rechte Hand des Baumeisters oder Architekt.
Ein Architekt in Wien der besonderen Wert auf solch hochwertige Dekorationsmalerei legte war Theophil Hansen (*13. Juli 1813 in Kopenhagen; †17. Februar 1891 in Wien) auch als der "Ringstraßenarchitekt" bekannt. Seine Werke waren unter anderem in Wien das Parlament, Palais Epstein, Musikvereinshaus, Palais Hansen, Umbau Schloss Rappoltenkirchen, die Wiener Börse am Schottenring, das Heeresgeschichtliche Museum (Arsenal Wien) und Akademie der bildenden Künste am Schillerplatz in Wien. 1863 wurde Theophil Hansen Ehrenbürger der Stadt Wien.
Bild links: Theophil Hansen – Hansen Denkmal beim Parlament
Bild Mitte: Akademie der bildenden Künste in Wien am Schillerplatz
Bild rechts: Parlament in Wien - Foto folgt
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Der klassische Dekorationsmaler führte zu dieser Zeit Techniken wie die Grauplastik, Holz und Marmormalerei, Schildermalerei, Schablonenmalerei, die diversen Imitationstechniken wie z. B. Schildpatt oder Damast und alle anderen einschlägigen handwerklichen Maltechniken in höchster Perfektion aus.
Ein ausschlaggebender Grund für dieses hohe Niveau der malerischen Leistungen war, weil er sein Handwerk in einer Malerlehre – Anstreicher, Zimmer und Dekorationsmaler, Schilder und Schriftenmaler – von Grund auf in allen seinen Einzelheiten erlernt hat. Denn gerade von der Grundarbeit hängt oft das Gelingen der ganzen Ausführung ab.
Das war und ist eigentlich auch heute noch die Basis für eine erstklassige Dekorationsmalerei. Der Handwerker - also der Dekorationsmaler war somit mit den Untergründen vertraut, kannte sich mit Bindemittel und Pigment aus und konnte dadurch einen haltbaren sauberen Anstrichaufbau richtig abgestimmt für die jeweilig darauffolgende Maltechnik - Pinseltechnik, Kammzug, Schablonenmalerei usw. - schaffen - mit der er ebenfalls bestens vertraut war. So z. B. einen glatten haltbaren Ölfarbenanstrich passend für eine Marmorierung oder Holzimitation.
Von links nach rechts: [Bilder zum ansehen mit dem Mauszeiger berühren.]
- Gewerbeschein Zimmermalergewerbe, Wien 31. Mai 1882
- Lehrzeugnis Zimmermaler 1902
- Lehrbrief Wagenlackierer Baden 11. Jänner 1925, Fachgenossenschaft der Maler, Anstreicher und verwandten Gewerbe.
- Meisterbrief aus dem Malerhandwerk 1908
Wer soll Meister sein? Der was ersann! Wer soll Geselle sein? Der was kann! Wer soll Lehrling sein? Jedermann!
In Europa bildeten sich spezielle Malerschulen. Meist in den Wintermonaten in denen die Auftragslage der Malerbetriebe geringer war wurden dort die Handwerker in der Dekorationsmalerei unterrichtet. In Wien hatten wir z. B. die Malerschule Hagelstein – Fachschule für Holz und Marmorimitation. Nach meinem Wissen kam Herr Hagelstein aus Hamburg, zog in die Schweiz und besuchte gerne Wien wo er seine zukünftige Frau kennen lernte und deshalb hier Fuß fasste. Auf Drängen der damaligen Wiener Malermeister wegen seiner ausgezeichneten Fähigkeiten in der Holz und Marmorimitation gründete er 1906 in Wien eine Malerschule. Schon bald genoss diese Schule auch international einen ausgezeichneten Ruf und Schüler aus ganz Europa besuchten Sie.
Bild links: Annonce aus der Malerzeitung Malerschule Hagelstein Wien - Holzmalerei, Marmormalerei, Schriftenmalerei,
Vorführung technischer Neuheiten und moderner Anstriche – linieren – zeichnen – malen
Bild Mitte: Dekorationsmalerei der Malerschule Hagelstein – vordergründig die Holz und Marmorimitation
Bild rechts: Ausgestelltes Zeugnis der Fachschule für Holz und Marmorimitation in Wien, März 1911
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Von alten Malermeistern habe ich erfahren das die Maler die seine Schule besucht haben die besseren Ausführungen in der Holzmalerei schafften. Ein Könner der Holz und Marmormalerei war auch Schüler von Herrn Hagelstein - Dr. Reinhold. Zu meiner jungen Zeit im Malerhandwerk DER Wiener Lasierer schlichtweg. Ich hatte das riesengroße Glück unter anderem auch sein Schüler zu sein. Eine weitere Schule in Wien – Kritzendorf die ebenfalls unbedingt erwähnt werden muss war die große Wiener Malschule von Oldenbruch in Kritzendorf/Wien. In den 1930 Jahren brachte Oldenbruch dazu noch ein großartiges Werk über die Dekorationsmaltechniken der Zeit heraus. Dieses Werk umfasste 3 große Schuber mit Lehrkarten.
Malschule Oldenbruch – Kritzendorf | Wien
Die große Wiener Schule von Ernst Oldenbruch – Kritzendorf - Wien; links ein ausgezeichnetes Werk über die Holz und Marmormalerei – schrittweiser Ablauf zur Herstellung von Holz und Marmorimitationen auf 30 beinhalteten Lehrkarten. Mitte: die Raumkunst – zeitgemäße Raumgestaltung aus den 1930er Jahren und rechts: der dritte Teil der großen Wiener Schule - die Türe zum Erfolg – zeitgemäße Vorlagen für den Türanstrich.
Solche Fachliteratur für den Dekorationsmaler war auch schon davor im 19. Jahrhundert reichlich vorhanden. Bücher über Anstrichtechniken oder verschiedene Arbeitsgebiete wie z. B. die Schriftenmalerei oder die Holz und Marmormalerei. Regelmäßig erschienen Zeitungen wie z. B. "Deutsches Maler Journal", "Die Farbe" - Wien oder "Malerzeitung Leipzig", in Wien. Diese lieferten dem Dekorationsmaler unter anderem ständig neue Vorlagen und Entwürfe für dekorative Gestaltungen.
Bild links: Deutsches Maler Journal – Malerzeitung aus dem 19. Jahrhundert; Plafonds, Treppenhäuser, Wanddekorationen, Sgraffito,
Holz – und Marmormalerei, Blumen, Alphabete, Schilder, Embleme, Plakate, etc.
Für den praktischen Gebrauch der Zimmer- und Dekorationsmaler, Lackierer, Architekten u. Zeichenschulen
Bild Mitte: Ein Entwurf für den Dekorationsmaler aus dem deutschen Malerjournal – Deckengestaltung (Plafond)
Bild rechts: Mappe – Der praktische Dekorationsmaler – farbige Entwürfe für die Decken und Wandgestaltung
Bild links: Malerzeitung: Technische Bibliothek für Zimmer und Dekorationsmaler von 1850.
Eine Sammlung vorzüglicher Wandmalereien und Dekorationen für Salons, Empfangs-, Speise-, Schlafzimmer usw.
von H. Anschütz – Professor der Malerei / C. Cramer – Dekorationsmaler
Bild Mitte: Allgemeine Österreichische Maler und Anstreicher Zeitung mit dekorativen Vorlagen. Wochenschrift für die gesamte Malerei und deren
verwandte Berufe - gegründet 1910. Offizielles Organ des "Alpenländischen Malerbundes". Offizielles Organ des Arbeitgeberverbandes
der Maler – und Lackierermeister Deutschböhmens. Herausgeber Georg Stehl, Dekorationsmaler in Innsbruck.
Bild rechts: Malerzeitung Leipzig – Entwurf für den Gebrauch: Gibeldekoration mit Sonnenuhr
Mit dem Beginn des 20 Jahrhunderts begannen die alten Maltechniken langsam zu "sterben". Man könnte sagen der Jugendstil war noch einmal ein letztes aufbäumen der Dekorationsmalerei. In den einschlägigen Malerzeitungen begannen unter anderem Diskussionen ob die Holzmalerei - die bis dato ja keinen kleinen Zweig im Malerhandwerk darstellte - noch angebracht sei. Die Industrie begann zu produzieren. Dem Maler wurden immer mehr die fertigen Farben vorgesetzt und damit verschwand schleichend das Gespür für das Wesen und die Eigenschaften der historischen Werkstoffe wie z. B. Ölfarben, Emulsionen, Wachleimfarben usw.
Nach dem zweitem Weltkrieg, im Wiederaufbau wurde immer mehr rationell und zum Teil auch maschinell gearbeitet. Die Industrie war im Vormarsch, die klassischen handwerklichen Techniken mehr und mehr am Verschwinden. Fourier ersetzte die Holzmalerei, die Tapeten die Schablonenmalerei und andere dekorative Wandtechniken. Klebebuschstaben lösten das Können der alten Schildermaler ab. Dekorative Maltechniken kamen aus der Mode oder wurden in der Ausführung zu teuer. In den Schulen wurde das Lehren dieser alten Handwerkskunst oft vernachlässigt und mit den alten Meistern wurde zum Teil oft viel Wissen und Können begraben.
Heute merke ich bei meiner Arbeit dass diese historischen Maltechniken des 19. Jahrhunderts sowohl in der Restauration als auch in der Neugestaltung immer mehr Aufmerksamkeit finden. Schablonentechniken, Holzimitationen sowie Marmorimitationen oder andere Maltechniken auf diesem damaligen hohen Niveau finden auch immer mehr Anklang beim Privatkunden. Deswegen habe ich mich entschlossen hier einen kleinen Rückblick zu machen und vielleicht kann ich damit den einen oder anderen davon genauso begeistern wie ich es bin. Von mir ausgeführte Dekorationsmalereien finden sie auf meiner Seite www.Dekorationsmalerei.at. Link am Ende der Seite.
Im weiteren Verlauf finden Sie einiges über die jeweiligen Maltechniken.
Ausgeführte Dekorationsmalerei damaliger Malermeister, historische Werkzeuge, klassische Anstriche und Bindemittel und auch einige nostalgische Fotos.
Die Holzmalerei war die Technik die im letzten Teil das 19.- und Anfang des 20. Jahrhunderts einen nicht geringen Bereich im Malerhandwerk ausfüllte. Eine Fülle an ganz speziellem Maserierwerkzeug wurde für dieses Spezialgebiet – das Malen von Holzmaserungen – entwickelt und verwendet wie kaum in einem anderen Bereich der dekorativen Maltechniken. Maserierapparate, Schablonen, Porenwalzen, Gummiwalzen mit Holzmaserungen und vieles mehr kamen beim Maserieren zur Anwendung. In Fachschulen bildeten sich die Handwerker – Anstreicher bzw. Dekorationsmaler – in der Holzmalerei weiter. Neben diesem speziellen Maserierwerkzeug und den Schulen gab es auch entsprechende Fachliteratur und Vorlagenwerke über die Holzmalerei bzw. Holzimitation. Holzmaserungen wurden zu jener Zeit vom Handwerker so perfekt gemalt wie kaum zuvor. Hier finden Sie einen kleinen Einblick in dieses Spezialgebiet. Seltene Werkzeuge, Pinsel und alte Holzimitationen aus meiner Sammlung die zum Teil über 100 Jahre alt sind. Die Abbildung links zeigt eine alte Holzmalerei (Nuss) auf Ölfarbe und altes Maserierwerkzeug - Dachshaarvertreiber, Gabelpinsel und Porenwalze die zum Herstellen solcher Holzmaserungen verwendet wurden.
51 historische Motive und Bilder - zum Thema Holzmalerei bzw. Holzimitation - zum Ansehen
Damastzimmer in Drosendorf. Imitation einer Seidentapete mittels Schablone (Damast).
Schablonenmalerei – in der Vergangenheit auf fast allen Kontinenten zu finden und ein wesentlicher Teil der Dekorationsmalerei. Einen kleinen Überblick über diese historische Maltechnik in Ihrer Vielfalt möchte ich Ihnen hier vermitteln. Die Schablonenmalerei fand im Malerhandwerk fast in jeden dekorativen Bereichen ihre Verwendung. Von der Schriftenmalerei – Buchstabenschablonen aus Blech - über Wandbilder in mehreren Schlägen zur Imitation teuer Seidentapeten Damast - Damastzimmer) bis zur Holzimitation bei der die Schablonen zum Teil mit dünnen Schnüren gebaut waren. Vor dem zweiten Weltkrieg hatte fast jeder Malermeister noch ein riesiges Schablonenwerk in seiner Werkstatt. Wandschablonen, Deckenschablonen, Damastschablonen meist mit den dazugehörigen Musterbüchern. In den 1960er Jahren haben viele begonnen die Schablonen und das gesamte Zubehör zu entsorgen.
23 historische Motive und Bilder - zum Thema Schablonenmalerei - zum Ansehen
Die Wurzeln der Marmormalerei reichen genau wie bei den meisten anderen historischen Maltechniken sehr weit zurück. Ein gutes Beispiel dafür ist Pompeji wo das Marmorieren ein wesentlicher Bestandteil der Wandmalerei war. Mein Interesse gilt besonders den naturgetreuen Ausführungen der Marmormalerei im 19. Jahrhundert. In der Gründerzeit war es für den Dekorationsmaler üblich Bauteile wie z. B. Säulen oder Wandflächen durch marmorieren optisch in edles teures Material zu verwandeln. Mehr über diese historische Maltechnik wie z. B. Farben, Marmorierpinsel oder damalige Malerschulen die das marmorieren auf höchstem Niveau lehrten finden Sie hier. Das Vorschaubild zeigt eine Marmormalerei aus der großen Wiener Schule für Holz und Marmormalerei von E. Oldenbruch.
14 historische Motive und Bilder - zum Thema Marmormalerei - zum Ansehen
Gauplastik oder Buntplastik, Architekturmalerei, Scheinarchitektur, Graumalerei, Stuck malen oder auch Grisaille. Das sind die Bezeichnungen unter denen die das vortäuschen von Profilen, Stuck, Architekturteilen oder Gegenständen auf glatten Untergründen durch malen fallen.
Einige Beispiele historischer Ausführungen darüber finden Sie hier. Das Vorschaubild zeigt eine Seite aus "Illustrierte Wiener Malerblätter". Sonderheft für plastische Malereien.
11 historische Motive und Bilder - zum Thema Graumalerei bzw. Grauplastik - zum Ansehen
Hier finden Sie eine Reihe von historischen Fotos aus dem alten Malerhandwerk. Fotos über die Holz und Marmormalerei, Schablonenmalerei, Grisaille, Theatermalerei oder der Schriftenmalerei. Gruppenfotos mit Malermeister und seinen Gesellen. Gruppenfotos aus den alten Malerschulen mit ihren Lehrern und Schülern samt deren dort ausgeführten Arbeiten. Lackierer bzw. Anstreicher beim lackieren, dem Stubenmaler bzw. Zimmermaler mit seinen Schablonen, den Schildermaler beim Schrift schreiben oder Theatermaler beim malen. Bilder vom klassischen Dekorationsmaler oder dem Malerlehrling. Fotos über das gesamte alte Malerhandwerk.
Zur Abbildung links: Ausschnitt aus einem Foto aus den 1940er Jahren. Umzugswagen auf dem das Wappen der Maler – die drei Schilde – steht. Darunter ein Schriftzug handgeschrieben: das edle Malerhandwerk. Das vollständige Foto finden Sie unter den weiteren Abbildungen.
42 historische Motive und Bilder - zum Thema historische Fotos aus dem Malerhandwerk - zum Ansehen
... und es folgen noch folgende Themen:
Bindemittel
Dekorative Techniken
Schriftenmalerei